By Wolfgang Schug
Die qualitative Bildungs-und Sozialforschung beginnt, sich zunehmend visuellem fabric zuzuwenden: In diesem Band der Reihe 'Medienbildung und Gesellschaft' werden durch Bildanalysen, die der ikonographischen Methode Erwin Panofskys folgen, die sozialen und kulturellen Funktionen von Schmerzdarstellungen untersucht. Indem dieses medial besonders verbreitete visuelle Grundmuster fokusiert wird, ergibt sich die weiterführende Frage, inwieweit die visuelle Gegenwartskultur durch einen Fundus klassischer Bildmotive geprägt ist
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Einen ähnli‐ chen positiven Aspekt vermag auch Cohen dem Schmerz abzugewinnen: „Schmerz ist die Art und Weise, in der uns die Natur darauf aufmerksam macht, dass es Zeit ist, endlich wieder einmal zum Zahnarzt zu gehen. ’Ein lebendes Säugetier, das keinen Schmerz empfände, hätte eine Störung des Nervensystems, die zum Tode führt’, meint der Umweltphilosoph J. Baird Callicot. Das eigentliche Wesen des Schmer‐ zes, und darin ist seine Perfidie begründet, liegt in seiner fast völligen Nichtkommunizierbarkeit, die schließlich zum völligen Erliegen der Sprachfähigkeit führen kann.
Er betont, dass die grausamen Strafen in der Folge nicht mehr willkürlich zur Anwendung kamen, sondern einem ausge‐ klügelten, für alle nachvollziehbaren, juristischen Regelwerk unterworfen wurden. Die wichtigste Veränderung sei der Wegfall der kör‐ perlichen und öffentlich zur Schau gestellten Marter und die Einführung der Isolierung der Gefangenen in Zellen, was zur Entwicklung eines vollkommenen Überwachungs‐ und Disziplinierungssystems geführt habe. “134 Scarry weist auf diese Aufhebung des Privaten hin: „Die Verwischung der Grenze zwischen Innen und Außen enthüllt einen (…) Aspekt der Erfahrung physischen Schmerzes: die geradezu obszöne Vermengung des Priva‐ ten mit dem Öffentlichen, der Einsamkeit absoluter Privatheit mit der Selbstentblö‐ ßung in unbeschränkter Öffentlichkeit.
92 Zusammenfassend kann man folgern, dass der Schmerz beim Betroffenen zu einem Rückzug in die Privatsphäre führt. Ihre grundlegende Untersuchung zum „Körper im Schmerz“ ist auch in dieser Hinsicht von großer Bedeutung. (…)93 Es ist dieses Element des nicht Fassbaren, nicht mit Händen zu Greifen‐ den, das den Schmerz in seiner Wesenheit ausmacht und das für den Leidenden so besonders belastend ist. Grundsätzlich zu unterscheiden ist der akute vom chronischen und der physisch‐körperliche vom psychisch‐seelischen Schmerz.